Vor 80 Jahren kamen die ersten weiblichen Gefangenen ins KZ Dachau - ökumenischer Gedenkgottesdienst
Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche, berichtet in der Einführung über den ersten Transport aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück nach Dachau vor 80 Jahren. Pastoralreferentin Judith Einsiedel, Bischöfliche Beauftragte für KZ-Gedenkstättenarbeit in der Erzdiözese München und Freising, spricht in ihrer Predigt über die Bedeutung von Musik für die internierten Frauen. Ein Jugendstreichensemble lässt Melodien von Liedern erklingen, die Frauen bei ihren geheimen Andachten im Dachauer Außenlager in München-Giesing gesungen haben. Zu hören sind auch Lieder, die die jüdische Kinderbuchautorin Ilse Weber im Ghetto Theresienstadt geschrieben und dort gemeinsam mit ihr internierten Kindern gesungen hat.
Im Gedenkgottesdienst wird mit Kurzbiographien an vier Frauen erinnert:
- Ursula Krause (ab 13.10.1942 im KZ Dachau, eine der ersten Frauen im KZ Dachau, als sogenannte „Asoziale“ von Ravensbrück nach Dachau verlegt)
- Miriam Rosenthal (geborene Schwarcz, ab 8.9.1944 im KZ Dachau, eine der Frauen aus der großen Gruppe der ungarischen Jüdinnen im KZ Dachau; wie durch ein Wunder brachte sie im Außenlager Kaufering I am 27.2.1945 ihren Sohn László zur Welt und beide überlebten)
- Noor-un-Nisa Inayat Khan (ab 12.9.1944 im KZ Dachau, als Widerstandskämpferin dort am nächsten Tag ermordet; eine der wenigen Frauen mit muslimischen Wurzeln im KZ Dachau)
- Willemijn Petroff-van Gurp (ab 15.10.1944 im KZ Dachau, eine der Frauen aus der Gruppe der politisch widerständigen Niederländerinnen im KZ Dachau).
Hintergrund:
Am 13. Oktober 1942 trafen Ursula Krause und drei weitere Frauen aus dem KZ Ravensbrück in Dachau ein. Sie wurden als erste weibliche Häftlinge registriert. Der SS-Arzt Sigmund Rascher hatte die Frauen angefordert, um sie für wissenschaftlich unsinnige, voyeuristisch motivierte Versuche zu missbrauchen. Diese Frauen blieben nur einige Monate in Dachau. Erst im April 1944 wurden wieder Frauen dorthin verschleppt, wo sie im Häftlingsbordell arbeiten mussten – ihre Leiden wurden nach 1945 nicht als NS-Verfolgung anerkannt.
Bis zur Befreiung waren insgesamt fast 8000 Frauen im Dachauer KZ-System, mehr als 5000 von ihnen waren jüdische Ungarinnen. Viele der Frauen mussten in der Rüstungsindustrie arbeiten. Im Außenlager Agfa-Camerawerk in München-Giesing kam es zum offenen Widerstand von niederländischen Frauen gegen den Arbeitsterror. Als die Frauen im Januar 1945 nur noch ungenießbare, dünne Suppe erhielten, stellten sie das Fließband ab und verweigerten die Arbeit.
Organisatorisches:
Die Versöhnungskirche ist über alle Zugänge zur KZ-Gedenkstätte Dachau zu erreichen. Der kürzeste Fußweg führt über den Innenhof des Klosters Karmel, Alte Römerstraße 91. Gäste der Versöhnungskirche dürfen den Parkplatz des Klosters kostenlos nutzen. Die KZ-Gedenk-stätte lässt sich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen. Vom Dachauer Bahnhof fahren regelmäßig Linienbusse zu den Haltestellen KZ-Gedenkstätte und Kloster Karmel.
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die Unterstützung beim Zugang benötigen, melden sich bitte im Vorfeld im Büro der Versöhnungskirche unter Tel. 081 31 / 136 44.
Da bei dem Gottesdienst in der Versöhnungskirche keine größeren Abstände eingehalten werde können, gilt FFP2-Maskenpflicht. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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