Das Hilfsnetzwerk berichtet.

Vor einem Monat, am 9. März 2022, haben sich rund 30 Initiativen, Stiftungen, Erinnerungsorte und Gedenkstätten aus Deutschland zusammengeschlossen, um den Überlebenden der NS-Verfolgung, ihren Angehörigen sowie Fachkolleginnen und Kooperationspartner*innen aus der Ukraine zu helfen. Dank der Hilfsbereitschaft vieler Spender*innen wurden in den vergangenen Wochen rund 30.000 EUR an zahlreiche Menschen in der Ukraine und auf der Flucht ausgezahlt. In diesen ersten Wochen war es dem Netzwerk wichtig, möglichst viele Menschen zu erreichen und zu zeigen, dass sie in dieser Situation nicht alleine gelassen werden. Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten ist Teil des Netzwerks.

Viele Angehörige von Überlebenden haben in der Vergangenheit die Orte der Leidensgeschichte ihrer Väter, Mütter, Großväter oder Großmütter  mit ihnen gemeinsam besucht und enge Verbindungen zu den Gedenkstätten aufgebaut. Der Kontakt ist oftmals auch nach dem Tod der Überlebenden nicht abgerissen und so gehören sie nun auch zu den ersten, denen das Hilfsnetzwerk Unterstützung in Form von finanzieller Hilfe oder Unterstützung bei der Organisation der Flucht sowie der Vermittlung einer Unterkunft anbieten konnte.

 

Die Tochter von Grigorij Brizkij – ein Überlebender des KZ Buchenwald – hat mit 5 Familienangehörigen zu Beginn des Krieges Kiew verlassen und war nach der Ankunft in Polen völlig mittellos. Nun hofft sie als Journalistin mit Polnisch Kenntnissen in Warschau eine Arbeit zu finden, mit der sie ihre Familie versorgen kann.

Nach Erhalt des Geldes schrieb uns Oksana Gruzytska: „Vielen Dank, dass sie unsere Familie in dieser für uns sehr schwierigen Zeit unterstützt haben. Es war wie im Märchen und ich traute meinen Augen nicht! 2011 begleitete ich meinen Vater zu einem Treffen ehemaliger Häftlinge von Buchenwald. Mein Vater träumte sein ganzes Leben davon, noch einmal dorthin zu gehen, und ich bin froh, dass ich ihm dabei helfen konnte, dies zu verwirklichen. Mit 89 Jahren konnte er kaum noch laufen und die Mitarbeiter der Gedenkstätte organisierten ihm nicht nur einen Rollstuhl, sondern auch ein separates Auto, als er bei einem Ausflug in der Erfurter Innenstadt müde wurde. 
...Als mein Vater mir seine Geschichte erzählte, was er während des Krieges erlebt hat, hörte ich ihm zu, fühlte mit, nahm aber alles aus der Ferne wahr. Ich war mir sicher, dass dies in unserem Jahrhundert nicht mehr passieren kann, weil die Welt klüger geworden ist. Ich dachte nicht, dass die Zeit kommen wird, in der ich meine Heimat verlassen und vor dem Krieg davonlaufen müsste.

Vielen Dank an alle, die uns unterstützt haben, für Ihre Freundlichkeit und Mitgefühl!!!“

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