75 Jahre KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Einweihung von Kapelle und Gedenkanlage am 25. Mai 1947
Amerikanische Militärstellen hatten im ehemaligen KZ-Areal ab Juli 1945 ein temporäres Kriegsgefangenenlager für SS-Angehörige eingerichtet. Danach, zufälligerweise exakt ein Jahr nach der Befreiung des Konzentrationslagers, folgte am 23. April 1946 die Umwandlung in ein Transit Camp für polnische Displaced Persons (DPs). Für beide Formen pragmatischer Nachnutzung wurden an den Hinterlassenschaften des Konzentrationslagers deutliche Veränderungen vorgenommen.
Auszug aus dem Programm der Einweihung der Denkmalsanlage und Kapelle „Jesus im Kerker“ an Pfingstsonntag, 25. Mai 1947 ©KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Initiativen für Erinnerungszeichen oder auch ganze Gedenkorte gingen nach dem Krieg oft von Betroffenen aus, die sich gegen teils deutliche Widerstände behaupten mussten. 1946/47 waren es die polnische Displaced Persons (DPs), die sich in Flossenbürg für eine Gedenkanlage im sogenannten Tal des Todes einsetzten. Ausgehend von der Idee eines Kapellenbaus erschuf das damalige Denkmalkomitee hier einen komplexen Erinnerungsraum. So wurden die Pfeiler, die das Eingangstor des Konzentrationslagers bildeten, an ihrem originalen Standort abgebaut. Diese sollten nun den Eingang zur neuen Gedenkstätte markieren. Es wurde beschlossen, über den beiden Pfeilern den aus Dantes Inferno entlehnten Spruch „Intrantes nolite turbare discordia vestra requiem nostram!“ („Besucher: Unsere ewige Ruhe soll durch Eure Zwietracht nicht zerstört werden“) anzubringen. Die inhaltliche Struktur des Ensembles folgte einem Kreuzweg: Durch das translozierte ehemalige Lagertor in die Tiefen des „Tals des Todes“, zum „Höllenschlund“ des Krematoriums, vorbei an den Stationen des Krematoriums, den Gräbern und den nationalen Gedenktafeln erfolgte der Aufstieg zur Erlösung in der Sühnekapelle, die heilsversprechend die gesamte Anlage dominierte.
Gedenkanlage "Tal des Todes", 1949, ©KZ-Gedenkstätte Flossenbürg - und heute ©KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Foto Th. Dashuber
In den 1990-er Jahren gaben Überlebende des KZ den Anstoß für die Neugestaltung des Geländes und die Erarbeitung von zeitgemäßen Ausstellungen. Weitere Initiativen traten für die Sichtbarmachung von weniger beachteten Opfergruppen ein. So wurde 2016 das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma aufgestellt. Mit der queeren Community Nürnberg als Initiatorin wurde Anfang 2022 das Denkmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus eingeweiht.
Auch heute unterliegt dieser Gedenkort einem stetigen Wandel. „Mit dem Steinbruchgelände wird die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in den kommenden Jahren räumlich noch einmal deutlich erweitert. Wir laden alle Interessenten dazu ein, uns bei diesem Prozess zu begleiten und ihre Gedanken, Meinungen und Wünsche mit uns zu teilen – damit die KZ-Gedenkstätte auch in Zukunft nicht ausschließlich steinerner Zeuge des vergangenen Unrechts ist, sondern gleichzeitig ein immer aktueller würdiger Erinnerungs- und bedeutender Lernort für alle Menschen bleiben kann, ganz besonders aber für die Jugend“, so Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, zur Zukunft der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.
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