Nachruf - Zum Tod von Benjamin Ferencz, dem letzten Chefankläger der Nürnberger Prozesse
Vom 20. November 1945 an mussten sich in Nürnberg führende Nationalsozialisten und - damit erstmals in der Geschichte - Vertreter eines Unrechtsregimes vor Gericht verantworten. Die alliierten Siegermächte stellten 21 ranghohe Kriegsverbrecher vor ein internationales Gericht. Der Prozess endete nach fast einem Jahr mit zwölf Todesurteilen. Ferencz, Kind jüdisch-orthodoxer Eltern, war nicht einmal 30 Jahre alt, als er Nazi-Kriegsverbrechern in Nürnberg den Prozess machte. Vor den Prozessen war er als US-Soldat bei der Befreiung mehrerer Konzentrationslager dabei gewesen. Ferencz war Chefankläger in einem der zwölf sogenannten Nachfolgeprozesse, die von 1946 bis 1949 auf das Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher folgten. Er klarte 24 führende SS-Leute unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen an. Die Protokolle und Materialien der Verhandlungen stellen bis heute eine wichtige Quelle der zeitgeschichtlichen Forschung dar.
Die historische Rolle des Juristen Ferencz geht aber über die Bedeutung der damaligen Kriegsverbrecherprozesse hinaus. Denn er fügte nicht nur den Begriff "Genozid" in die Gerichtspraxis ein, sondern gilt auch als einer der „Geburtshelfer“ des Internationalen Strafgerichtshofs. Mit fast 90 Jahren eröffnete er 2009 symbolisch das erste Plädoyer der Anklage des Gerichts in Den Haag.
[1] Das US-Holocaust-Museum hatte getwittert: "Die Welt hat einen Anführer im Kampf für die Gerechtigkeit für Opfer von Genozid und damit verbundenen Verbrechen verloren".
Inhaltspezifische Aktionen