Nachruf auf den KZ-Überlebenden Rom: Stiftungsdirektor Freller würdigt das Engagement des Zeitzeugen: „Karl Rom hat unendlich viel für die Erinnerungsarbeit getan“
Karl Rom wurde am 25. Februar 1926 in der litauischen Hauptstadt Kaunas als drittes Kind in eine nicht-orthodoxe jüdische Familie geboren. Er verbrachte dort eine unbeschwerte Kindheit; neben Jiddisch sprach er Polnisch und Litauisch. Im Sommer 1941 - nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht – kam der damals 15-jährige mit seiner Familie ins Ghetto Kaunas. Im Herbst 1943 wurde das Ghetto in ein KZ umgewandelt, das im Sommer 1944 aufgelöst wurde. Die SS brachte die Häftlinge dann in andere Lager in Richtung Westen. Roms Schwester Esther Deborah blieb im KZ Kauen; sie gilt seit damals als vermisst. Am 15. Juni wurden die restlichen Familienmitglieder in das KZ Stutthof deportiert, wo seine Mutter und seine Schwester Sarah zurückblieben. Karl Rom aber wurde im August 1944 gemeinsam mit seinem Vater nach Kaufering I, einem Außenlager des KZ Dachau in Bayern, weitertransportiert, wo er später in den Bunkerbauwerken des "Kommandos Kaufering" unter schlimmsten Bedingungen Schwerstarbeit leisten musste. Zusammen mit seinem Vater wurde er schließlich Anfang April 1945 in das Lager Kaufering XI verlegt. Von dort trieb die SS ihn und die anderen Insassen am 25. April auf einen „Todesmarsch“ zum KZ Allach, das am 29. April von US-Truppen befreit wurde.
Nach Kriegsende lebte Karl Rom bis Ende 1949 in einem DP-Lager in München. In dieser Zeit arbeitete er für die zionistische Organisation "Bricha" ("Flucht"), vor allem als Fluchthelfer für Juden in Polen auf dem beschwerlichen Weg durch unterschiedliche Besatzungszonen nach Italien und weiter nach Palästina. Am 27. Dezember 1949 zog er selbst in das mittlerweile unabhängige Israel. Dort blieb er bis 1956 und kehrte dann gemeinsam mit Frau und Tochter nach Deutschland zurück. Ab 1976 lebte er in Hohenschäftlarn bei München.
Über sein Überleben im Holocaust sprach Karl Rom bis 1988 nicht. Das erste Mal erzählte er davon in Alabama / USA, als sein Enkel Daniel Silber ihn als Zeitzeugen mit in seine Schule genommen hatte. Danach berichtete er auch in Deutschland über viele Jahre hinweg in Schulen und vor anderem Publikum von seinen Erfahrungen während der Nazi-Diktatur; oft war er dabei als Zeitzeuge in der KZ-Gedenkstätte Dachau aktiv.
Im Jahr 2020 startete der Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Dachau eine Plakat-Aktion mit dem Namen "Für eine Zeit ein Dachauer". Jeden Monat wurde jeweils ein Porträt eines ehemaligen KZ-Häftlings in Dachau öffentlich plakatiert; insgesamt waren es zwölf Porträts; eines davon zeigte Karl Rom.
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