Gegen das Vergessen und für die Verantwortung. 20-jähriges Bestehen der Stiftung Bayerische Gedenkstätten – Stiftungsdirektor Freller bekräftigt ein entschiedenes „Nie wieder!“
Anlässlich des 20. Jahrestages der Stiftungsgründung zu Beginn des Jahres 2023 erklärt Stiftungsdirektor Karl Freller: „Jubiläen sind ein guter Anlass, im Hier und Heute inne zu halten, die eigene Position zu überprüfen und aus dem Rückblick heraus sich gestärkt in die Zukunft auszurichten. Die Stiftung hat für ihre Arbeit in den letzten Jahren national und international große Anerkennung erfahren. Nun stehen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gewaltige gestalterische und inhaltliche Projekte bei beiden KZ-Gedenkstätten an. Auch der Erhalt und die Pflege der KZ-Friedhöfe werden aufwändiger und anspruchsvoller. All dies geschieht, um das Wissen über das historische Geschehen wachzuhalten und weiter zu tragen – in der gemeinsamen Aufgabe des ‘Nie wieder!‘ Für ihr großes Engagement dabei danke ich allen Mitarbeitenden in der Stiftung und an den KZ-Gedenkstätten – heute und während der letzten 20 Jahre – ganz besonders herzlich.“
Hauptzweck der Stiftung ist es, die KZ-Gedenkstätten als Zeugen für die Verbrechen des Nationalsozialismus, als Orte der Erinnerung an die Leiden der Opfer und als Lernorte für künftige Generationen zu erhalten und zu gestalten, die darauf bezogene geschichtliche Forschung zu unterstützen und dazu beizutragen, dass das Wissen über das historische Geschehen im Bewusstsein der Menschen wachgehalten und weitergetragen wird. Seit 2013 trägt die Stiftung zusätzlich die Verantwortung für die insgesamt 75 KZ-Friedhöfe in Bayern; sie ist seither für deren Erhalt und Pflege verantwortlich und sorgt dafür, dass über zusätzliche Informationsangebote vor Ort und im Internet diese Stätten und ihre historische Einordnung auch heute noch für die Besucher lesbar bleiben.
Der Stiftungsratsvorsitzende und Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo, würdigt die Verdienste der Stiftung: „Seit bereits zwei Jahrzehnten leistet die für die KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg verantwortliche Stiftung Bayerische Gedenkstätten herausragende Arbeit für den Freistaat Bayern, indem sie die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen in Bayern wach hält. Unser freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat ist die Antwort auf den präzedenzlosen Zivilisationsbruch des nationalsozialistischen Deutschlands. Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten ist der Garant dafür, dass dieser für unser Gemeinwesen existenzielle Konnex nie in Vergessenheit gerät. Dies gilt insbesondere angesichts des Wiedererstarkens rechtsextremistischer und antisemitischer Kräfte. Wir werden die Stiftung auch weiterhin nachdrücklich unterstützen, damit wir nie wieder wegschauen, damit wir die Opfer der NS-Massenverbrechen niemals vergessen.“
Über die Jahrzehnte hinweg haben Millionen von Menschen aus der ganzen Welt die beiden bayerischen KZ-Gedenkstätten besucht, darunter - in ihren damaligen Ämtern - US-Vizepräsident Joe Biden, US-Vizepräsident Mike Pence, Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und viele andere. Sie sind an und von diesen historischen Stätten emotional berührt worden. Gleichzeitig haben sie dort stets eine Vielzahl qualifizierter Angebote vorgefunden, die die Besuchenden dabei unterstützen, diese Erfahrung angemessen einzuordnen und zu verarbeiten. Ausstellungen und mannigfaltige Veranstaltungsformate gehören ebenso zu den Angeboten wie die Veröffentlichung von Studien und Publikationen. Die Internationalität des Ortes, schon allein bedingt durch die Häftlinge, die aus über 60 Ländern der Erde kamen, erfordert weltweite Kontaktpflege.
Neben einem pädagogischen Angebot für Schulklassen und einer intensiven, international und multikulturell ausgerichteten Jugendarbeit sind es vor allem die engagierten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, deren Vorträge, Interviews und Bücher über die letzten Jahrzehnte hinweg den emotionalen Zugang zum schwierigen Thema für zahlreiche (junge) Menschen ermöglicht haben; besonders seien in diesem Zusammenhang aufgrund ihres außergewöhnlichen Engagements in Bayern die Zeitzeugen Max Mannheimer (1920 - 2016), Jack Terry (1930 - 2022), Ernst Grube und Abba Naor erwähnt.
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