Stiftung Bayerische Gedenkstätten gratuliert Abba Naor zur Ehrung
Der Orden wird ab jetzt jährlich an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, die „sich in besonderer Weise um die Verwirklichung der Grundsätze der Bayerischen Verfassung verdient gemacht haben“. Die für Anfang Dezember geplante offizielle Verleihung an einen größeren Personenkreis musste aufgrund der pandemischen Situation ins neue Jahr verschoben werden; allein die Ehrung von Abba Naor für „mehr als 30 Jahre Engagement um die Erinnerung, für seine aktive Zeitzeugenschaft und seinen Einsatz um die deutsch-israelische Freundschaft“ wurde vorgezogen. Naor erläuterte bei seiner Danksagung: „Es ist mir ein großes Bedürfnis, Kinder und Jugendliche aufzuklären und dabei zu unterstützen, sich aufs Leben vorzubereiten. Ich möchte erreichen, dass sie nicht falschen Propheten folgen und versuche auch, ihre Sympathie für Israel zu wecken. Wir sind ein kleines Volk und brauchen Freunde. Gerade in der jetzigen Zeit, in der der Antisemitismus in Deutschland und weltweit in einer Weise erstarkt, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können.“
Zeitzeuge und Brückenbauer mit großem Engagement
Naor berichtet regelmäßig an Schulen in Bayern als Zeitzeuge über seine Verfolgungsgeschichte während des Nationalsozialismus. Er ist Mitinitiator des Schüleraustausches von deutschen und israelischen Kindern und Jugendlichen und organisiert Gedenkfahrten von KZ-Überlebenden und ihren Angehörigen aus Israel nach Deutschland. Selbst im Pandemiejahr 2021 nahm Abba Naor etwa 70 Präsenz- und 28 Online-Termine an Schulen wahr. Seit 2001 ist er im Vorstand des internationalen Dachau-Komitees (CID); seit 2017 dessen Vizepräsident. Seit Jahren setzt er sich für die Errichtung von Mahnmalen entlang der Strecke des Todesmarsches durch Bayern ein. Langjährig bereits unterstützt er die Arbeit der Stiftung Bayerische Gedenkstätten; ihrem Stiftungsrat gehört er seit 2015 als ordentliches Mitglied an.
Ein Überlebender wird zum Versöhner
Als Dreizehnjähriger wurde Naor gemeinsam mit seiner Familie zunächst in das jüdische Ghetto, später das Konzentrationslager, im litauischen Kaunas deportiert. Sein älterer Bruder wurde beim Versuch, Nahrung zu organisieren, verhaftet und anschließend erschossen. Seine Mutter und seinen jüngeren Bruder sah er das letzte Mal im Konzentrationslager Stutthof, wohin die Familie 1944 deportiert wurde. Beide starben in den Gaskammern des KZ Auschwitz. Naor und sein Vater brachte die SS in den KZ-Außenlagerkomplex Landsberg/Kaufering; einem Netz von Außenlagern des KZ Dachau. Im KZ-Außenlager Kaufering X bei Utting am Ammersee und anschließend im Lager Kaufering I in Landsberg musste er schwerste Zwangsarbeit leisten. Im Frühjahr 1945 überlebte er den Todesmarsch. In Waakirchen wurde er von der US-Armee befreit und emigrierte später nach Israel. Seit den 1990ern engagiert er sich für Erinnerungsarbeit und Völkerversöhnung. Im Jahr 2014 wurde seine Autobiografie veröffentlicht. 2009 erhielt Abba Naor das Bundesverdienstkreuz, 2018 den Bayerischer Verdienstorden. Naor lebt in Rehovot (Israel) und München.
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