Wichtiger Meilenstein in der Erinnerungsarbeit

Unterzeichnung des Pachtvertrags für den historischen Steinbruch Wurmstein in Flossenbürg: „Der Vertrag ist die notwendige Voraussetzung, um die Bedeutung dieses Ortes endlich angemessen zu bewahren und sichtbar machen zu können“, so Stiftungsdirektor Freller

MÜNCHEN, 3. Dezember 2024  - Ein bedeutender Schritt für die Erinnerungsarbeit ist gemacht: Direktor Karl Freller (Stiftung Bayerische Gedenkstätten), Prof. Dr. Jörg Skriebeleit (Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg) sowie für die Bayerischen Staatsforsten Rainer Droste (Leiter des Bereichs Immobilien, Weitere Geschäfte) und Martin Hartinger (Leiter des Teilbereichs Grundverkehr und Forstrechte) haben im Beisein der Stiftungsratsvorsitzenden, Kultusministerin Anna Stolz, den Pachtvertrag für den historisch relevanten Teilbereich des ehemaligen KZ-Steinbruchs Wurmstein in Flossenbürg unterzeichnet. Im Rahmen der Neukonzeption der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg wird zukünftig der Steinbruch als authentischer Ort einen zentralen Beitrag zur Aufklärung über die nationalsozialistischen Verbrechen und im Gedenken an die Leiden der Opfer leisten können.

Bereits 2020 hat die Bayerische Staatsregierung beschlossen, die die Verpachtung des Steinbruchs zur gewerblichen Nutzung auslaufen zu lassen. Im März 2024 endete dann der Granitabbau im ehemaligen KZ-Steinbruch Wurmstein in Flossenbürg. Der unterzeichnete Pachtvertrag ermöglicht es der Stiftung nun perspektivisch, die historisch bedeutsamen Bereiche des Steinbruchs der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und in das pädagogische Angebot der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zu integrieren.

Historische Bedeutung des Steinbruchs

Der Steinbruch war der Grund für die Errichtung des Konzentrationslagers in Flossenbürg im Jahr 1938. Die KZ-Häftlinge wurden zu schwerster Zwangsarbeit im Granitabbau gezwungen. Heute erinnern vor allem die Häftlingstreppe und -wand, die unter Denkmalschutz stehen, an die unvorstellbaren Leiden der Inhaftierten. Seit über einem Jahrzehnt bereits können Besucher den Steinbruch von einer Aussichtsplattform aus betrachten. Nun kann ein besserer Zugang zu diesen historisch bedeutsamen Teilen des Geländes ermöglicht werden. „Der Steinbruch war Leidensort abertausender Menschen. Die Unterzeichnung des Pachtvertrags mit den Bayerischen Staatsforsten ist die notwendige Voraussetzung, um die Bedeutung dieses Ortes endlich angemessen zu bewahren und sichtbar machen zu können. Für die hervorragende Zusammenarbeit gilt den Bayerischen Staatsforsten unser Dank“, betont Stiftungsdirektor Freller beim Signieren.

Langfristiges Ziel: Eigentumsübertragung

Der Pachtvertrag ist ein weiterer Meilenstein in der Transformation des ehemaligen KZ-Steinbruchs zum Erinnerungsort. Langfristig streben die Stiftung und die Bayerischen Staatsforsten eine Übertragung des Eigentums an, um die Stätte noch umfassender als Denkmal und Lernort zu gestalten.

Stiftungsratsvorsitzende Anna Stolz freut sich über diesen wichtigen Zwischenschritt: „Nur noch ganz wenige Zeitzeugen können von den Gräueltaten der NS-Verbrechen berichten. Umso wichtiger ist es, dass wir die steinernen Zeugnisse von Folter, Terror und Tod bewahren und in unsere Bildungsarbeit integrieren – insbesondere für die kommenden Generationen unserer Schülerinnen und Schüler. Der massive Anstieg des Judenhasses und die extremistischen Umtriebe in letzter Zeit zeigen: Wir müssen die Aufklärung über die Folgen von Diktatur und Antisemitismus unbedingt intensivieren. Der Steinbruch in Flossenbürg wird dabei eine herausragende Rolle spielen!“

„Die Bayerischen Staatsforsten tragen nicht nur für den Staatswald Verantwortung, sondern auch für zahlreiche historisch bedeutsame Orte, die sich auf ihren Flächen befinden. Wir freuen uns, mit der heutigen Unterzeichnung des Pachtvertrags für den ehemaligen KZ-Steinbruch Flossenbürg dieser Verantwortung ein Stück weit gerecht zu werden und einen Beitrag zur immer wichtiger werdenden Erinnerungsarbeit der Stiftung Bayerische Gedenkstätten leisten zu können“, sagt Rainer Droste, Leiter des Bereichs Immobilien, Weitere Geschäfte der Bayerischen Staatsforsten.

Zugang und Perspektiven

Die Pachtvereinbarung ermöglicht es der Stiftung, das Gelände behutsam zu erschließen und in Teilen für Besucher zugänglich zu machen. Geplant sind geführte Rundgänge und Bildungsprogramme, die die historische Bedeutung des Steinbruchs und das Schicksal der Häftlinge thematisieren. „Wir sind entschlossen, die Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg für künftige Generationen lebendig zu halten. Die Entscheidung des Bayerischen Ministerrats von 2020, die wirtschaftliche Nutzung zu beenden, war ein erster Meilenstein. Mit der Unterzeichnung des Pachtvertrags heute sind wir einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Im Rahmen der Gesamtkonzeption der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg wird der Steinbruch als authentischer Ort einen zentralen Beitrag zur Vermittlung leisten“, so Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.