Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten Karl Freller kritisiert offenen Antisemitismus auf der diesjährigen Berlinale: „Es ist zum Fremdschämen!“

MÜNCHEN, 20. Februar 2025 – Auch unter der neuen Leiterin Tricia Tuttle kam es beim Auftakt der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele Berlin, kurz Berlinale, wieder zu antisemitischen Ausfällen. In der verlesenen Rede des iranischen Nebendarstellers Erfan Shekarriz aus dem Film „Queerpanorama“ (Hong Kong) wurden massive antisemitische Vorwürfe erhoben und es fiel sogar der verbotene Slogan, der auf die Auslöschung des jüdischen Staates zielt. Das Publikum reagierte gespalten. Die Organisatoren schritten nicht ein.

Die deutsche Berlinale macht das zweite Mal in Folge statt durch qualitativ hochwertige Filmbeiträge in erster Linie durch offen formulierten Antisemitismus weltweit auf sich aufmerksam. Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, zeigt sich fassungslos, wie sich nach dem Skandal im vergangenen Jahr dasselbe Muster – auch unter einer neuen Leitung – einfach fortsetzt. 2024 war Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, durch die Berlinale in die öffentliche Kritik geraten und hatte daraufhin die Veranstaltungsleitung für die Zukunft kritisch in die Verantwortung genommen. „Offener Hass auf Israel, sogar Forderungen, diesen Staat auszulöschen, störungsfrei vorgetragen auf einer deutschen Bühne für ein weltweites Publikum – was für ein unerträglicher Vorgang!  Es ist nur noch zum Fremdschämen mit der Berlinale“, kommentiert Karl Freller. „Wir sehen hier dringendsten Handlungsbedarf bei den politisch Verantwortlichen. Nun ermittelt zu Recht sogar der Staatsschutz.“

Die Preisgala 2024 hatte wegen einseitiger und unwidersprochener israelkritischer Äußerungen Filmschaffender mit einem Eklat geendet. Tricia Tuttle, US-Amerikanerin und frühere Chefin des London Film Festivals, hatte daraufhin die Intendanz von ihren Vorgängern Charlotte Rissenbeek und Carlos Chatrian übernommen.

Immerhin: Tuttle erinnerte gemeinsam mit Filmschaffenden wie Andrea Sawatzki oder Ulrich Matthes auf dem roten Teppich bei der Eröffnungsgala an die israelische Geisel David Cunio. Sie hielten ein Foto des Filmemachers mit der Aufschrift "Bring David Cunio Home" hoch. Ein Film, der von ihm handelt "Michtav Le'David. A Letter to David", wird dieses Jahr auf der Berlinale gezeigt.