Zum Europäischen Holocaust-Gedenktag an die Opfer des Porajmos, des Völkermordes an den europäischen Sinti und Roma

Stiftungsdirektor Karl Freller fordert: „Wir müssen jetzt Antiziganismus entgegentreten! Die steigende Zahl an Übergriffen, Bedrohungen und Diskriminierungen ist ein Warnschild. 2023 hat sich die Zahl verdoppelt!“

MÜNCHEN, 01. 08.2024 – Der Europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erinnert jährlich am 2. August an die Opfer des Porajmos, des Völkermordes an den europäischen Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus. „Sinti und Roma haben Furchtbares erleiden müssen“, erinnert Karl Freller MdL, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, und mahnt: “Der Porajmos, der oft übersehen wird, war ein brutaler Völkermord, bei dem Hunderttausende Sinti und Roma verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Dieser Tag erinnert uns nicht nur an ihr Leid und die Verluste, sondern auch an die Notwendigkeit, gegen Rassismus, Diskriminierung und Intoleranz in unserer Gesellschaft einzutreten.“

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Sinti und Roma ausgebürgert und enteignet, deportiert und durch Zwangsarbeit ausgebeutet. Mehrere Hunderttausend von ihnen wurden im besetzten Europa ermordet. Auch in den beiden Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg in Bayern waren jeweils Hunderte von Sinti und Roma inhaftiert; in den Flossenbürg-Außenlagern Wolkenburg und Zwodau mussten sie schwere Zwangsarbeit für Rüstungsbetriebe leisten. Eine finanzielle Entschädigung gab es nach 1945 kaum.

Auf der Ministerpräsidentenkonferenz im Juni 2024 wurde auch aufgrund der zunehmenden Übergriffe auf Sinti und Roma eine gemeinsame Kommission von Bund und Ländern eingesetzt, um die Minderheit stärker zu unterstützen und vor Diskriminierung zu schützen.

Das Datum des Europäischen Gedenktages bezieht sich auf die Ermordung von über 4.000 inhaftierten Sinti und Roma, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen, in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 in dem von der SS als „Zigeunerlager“ bezeichneten Teil des Konzentrationslagers Auschwitz II.

 

Öffentliche Themenrundgänge der KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg anlässlich des Gedenktages

Zum Gedenktag findet am 3. August 2024 um 14:00 Uhr ein Themenrundgang in der KZ-Gedenkstätte Dachau zu „Sinti und Roma im KZ-Dachau“ statt. Anhand von biografischen Beispielen wird die Geschichte dieser lange vergessenen Opfergruppe erzählt.
Weitere Informationen hierzu finden sich auf der Webseite der KZ-Gedenkstätte Dachau unter: Sinti und Roma im KZ Dachau - KZ Gedenkstätte Dachau (kz-gedenkstaette-dachau.de)

Auch die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg bietet einen öffentlichen Themenrundgang zur Verfolgung der Sinti und Roma am 3. August 2024 um 15:00 Uhr an. Der Rundgang gibt einen Überblick über ihre Verfolgung in der Oberpfalz und ihre Leiden im Lagerkomplex Flossenbürg.
Weitere Informationen hierzu finden sich auf der Webseite der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg unter: Öffentlicher Themenrundgang: Verfolgung von Sinti und Roma | KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (gedenkstaette-flossenbuerg.de)