Die Stiftung gedenkt der Sinti und Roma, die vor 82 Jahren aus München deportiert wurden – Direktor Karl Freller: „einer der dunkelsten Momente in der Geschichte Münchens“

MÜNCHEN, 12. März 2025 – Am 13. März 1943 ordnete die Polizei in München die Zwangsumsiedlung von 141 Sinti und Roma - darunter viele Kinder - aus München und der Umgebung in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an. Die Verhaftungen ganzer Familien begannen am 8. März 1943 und gipfelten in der Deportation fünf Tage später. Das öffentliche Gedenken an diesen schicksalhaften Tag ist eng verknüpft mit einem nachdrücklichen Aufruf gegen die heutige Diskriminierung von Sinti und Roma.

Stiftungsdirektor Freller: „Diese Deportation markiert einen der dunkelsten Momente in der Geschichte Münchens. Das Gedenken an den Völkermord an den Sinti und Roma ist von großer Bedeutung. Lange Zeit wurde ihr Leid in der deutschen Gesellschaft marginalisiert oder gänzlich ausgegrenzt. Erst durch jahrzehntelange Bemühungen Betroffener und ihrer Verbände konnte eine angemessene Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus erreicht werden.“

Am 4. April jährt sich nun zum 45. Mal der dramatische Hungerstreik der Sinti und Roma auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau mit Quartier in der Versöhnungskirche. 1980 machten elf Sinti, unter ihnen Überlebende, durch diesen Streik auf den Skandal aufmerksam, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre Verfolgung während der NS-Zeit nicht als Völkermord anerkennen wollte und sie noch immer unter gesellschaftlicher Ausgrenzung und Vorurteilen litten. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma schätzt, dass insgesamt etwa 500.000 Sinti und Roma den Mordaktionen und den unmenschlichen Bedingungen in den Konzentrationslagern bis Kriegsende 1945 zum Opfer fielen.

Jahrzehnte langer Kampf um Anerkennung

„Ich möchte dem Vorsitzenden des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sowie Erich Schneeberger, dem Vorsitzenden des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Bayern e.V., meinen tiefen Respekt für ihre ausdauernde Arbeit ausdrücken. 82 Jahre nach dem Holocaust darf es keinen Platz für Feindseligkeiten gegenüber einer Minderheit geben, die seit über sechs Jahrhunderten in diesem Land lebt. Leider zeigt sich, dass Antiziganismus bis heute ein anhaltendes Problem in Deutschland darstellt. Die Erinnerung an die Deportationen von 1943 mahnt uns, wachsam zu bleiben und aktiv gegen Antiziganismus vorzugehen. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, für eine Gesellschaft einzutreten, in der sich solche Verbrechen nicht wiederholen und in der alle Menschen in Würde, Freiheit und Sicherheit leben können“.

Die Landeshauptstadt München gedenkt der Opfer der Deportation aus München vom 13. März 1943 u.a. mit einer öffentlichen Namenlesung am Platz der Opfer des Nationalsozialismus am 13. März 2025 um 16:00 Uhr.

Seit etwas mehr als zwei Jahren gibt es die deutschlandweite zentrale Melde- und Informationsstelle Antiziganismus, kurz MIA. Die Meldestelle ordnet die registrierten Vorfälle verschiedenen Kategorien zu und dokumentiert sie. Beleidigungen, Übergriffe und Gewalt gehören laut MIA auch heute noch leider zum Alltag von Sinti und Roma in Deutschland.

MIA Bayern  arbeitet seit April 2023 unter dem Dach des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Bayern e.V. und wird durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus gefördert.