80. Jahrestag des Todes von Georg Elser

MÜNCHEN, 04. April 2025 – Am 09. April 1945 wurde Georg Elser im KZ Dachau hingerichtet. Er hatte, ohne Erfolg, am 08. November 1939 ein Bombenattentat auf Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller verübt und wurde beim Versuch, danach ins Ausland zu fliehen, gefangen genommen. Stiftungsdirektor Karl Freller erinnert an ihn: „Wir gedenken am 80. Todestag dem mutigen Widerstandskämpfer Georg Elser. Sein Leben war geprägt von der tiefen Überzeugung, für Freiheit und Gerechtigkeit eintreten zu müssen. Elsers Beispiel zeigt, dass individuelle Verantwortung von größter Bedeutung ist.“

Freller hebt hervor, dass Elsers Handeln auch ein moralisches Dilemma mit sich brachte: „Seine Angehörigen wurden im Nachgang des Attentats von den Nationalsozialisten verfolgt und Elser verantwortete den Tod von acht Unbeteiligten sowie über 60 Verletzte, die durch sein Handeln zu Opfern geworden waren. Dennoch bleibt Georg Elser ein Symbol für Mut und Entschlossenheit. Er wollte den drohenden Krieg verhindern. Sein Vermächtnis inspiriert uns, die individuelle Verantwortung eines jeden für unsere Gesellschaft sehr ernst zu nehmen.“

Zur Person Georg Elser

Ab Sommer 1938 war der 36-jährige Schreiner Johann Georg Elser überzeugt, dass ein von den Nationalsozialisten initiierter Weltkrieg unmittelbar bevorstand. Diese Überzeugung führte ihn zu dem mutigen Entschluss, die führenden Figuren der nationalsozialistischen Diktatur zu eliminieren. Der deutsche Überfall auf Polen am 1. September 1939 bestätigte Elser in seinem Vorhaben und motivierte ihn, monatelang an der Umsetzung seines Plans zu arbeiten.

Dreizehn Minuten, die den Lauf der Geschichte hätten verändern können

Am 8. November 1939 führte Elser sein Attentat aus; die von ihm konstruierte Zeitbombe detonierte im Münchner Bürgerbräukeller, nur dreizehn Minuten nachdem Adolf Hitler das Lokal unerwartet früh verlassen hatte „Das Attentat auf Adolf Hitler durch Georg Elser hatte das Potenzial, den Lauf der Geschichte massiv positiv zu verändern. Hätte Hitler an jenem schicksalsträchtigen Tag seine Rede nicht ungewöhnlich früh beendet, wäre er mit höchster Wahrscheinlichkeit von den Trümmern der Decke, die die Explosion zum Einsturz brachte, zerschmettert worden. Und mit ihm wahrscheinlich viele andere hochrangige NS-Persönlichkeiten, die nachweislich teilgenommen hatten und in den vordersten Reihen platziert waren. Der Menschheit wäre sehr viel erspart geblieben“, so Karl Freller abschließend.

Noch am selben Tag wurde Elser bei dem Versuch, in die Schweiz zu fliehen, festgenommen und von der Gestapo verhört. Er gestand, die Tat allein geplant und ausgeführt zu haben. Insgesamt sind bis 1945 mindestens 40 geplante Attentate auf Hitler bekannt; von denen, die zur Umsetzung kamen, hat er alle überlebt.

Ermordung im Konzentrationslager Dachau

Ab 1941 war Elser im Konzentrationslager Sachsenhausen und ab 1945 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert - in beiden Lagern als sogenannter Sonderhäftling. Elser sollte nach dem Krieg in einem Schauprozess des NS-Regimes verurteilt werden. Am 09. April 1945, nur 20 Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch die US-amerikanischen Truppen, wurde Georg Elser am Hinrichtungsplatz des Krematoriums per Genickschuss ermordet. Anschließend wurde sein Leichnam im Krematorium verbrannt.

Der verkannte Widerstandskämpfer

Die NS-Führung bezweifelte, dass Georg Elser ein Einzeltäter war. Stattdessen wurde vermutet, dass er im Auftrag des britischen Geheimdienstes gehandelt hätte, was so in der nationalsozialistischen Presse verbreitet wurde. Darüber hinaus gab es Stimmen, die an eine Selbstinszenierung des Attentats durch die Nationalsozialisten glaubten, um den „Führermythos“ weiter zu festigen. Beide Theorien überdauerten den Krieg. Erst seit Mitte der 1960er Jahre hat sich das Bild von Georg Elser als Einzeltäter, der aus innerster Überzeugung in den aktiven Widerstand ging, durchgesetzt. Heute ist sein Handeln als wichtiger Beitrag im Kampf gegen die NS-Diktatur anerkannt. Das von Elser legitimierte Recht auf Widerstand ist im Deutschen Grundgesetz verankert, konkret in Artikel 20, Absatz 4, der das „Recht auf Widerstand zum Schutz der Verfassung“ festschreibt.

Thematische Führung in der KZ-Gedenkstätte Dachau

Anlässlich des 80. Todestags von Georg Elser bietet die KZ-Gedenkstätte Dachau am Mittwoch, 09. April 2025 von 14:00 bis 16:00 Uhr eine kostenpflichtige (4 bzw. 2 Euro) thematische Führung an. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, mehr über das Leben, den Widerstand und das Schicksal Elsers zu erfahren. Daneben wird während des Rundgangs auch der Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit ihm thematisiert. Treffpunkt ist das Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Dachau.