8/2021: Nachruf der Stiftung Bayerische Gedenkstätten zum Tod von Vittore Bocchetta (1918-2021)
Stiftungsdirektor Karl Freller: „In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von einer prägenden Persönlichkeit. Mit seinem Wirken hat Bocchetta nicht zuletzt in der Erinnerungskultur bleibende Spuren hinterlassen. Wir werden ihn nicht vergessen und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Seiner Familie und seinen Angehörigen gilt unser tiefempfundenes Mitgefühl.“
Vittore Bocchetta war ein bedeutender Zeitzeuge, der vor allem mit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und dem Verein Dokumentationsstätte KZ Hersbruck e. V. eng verbunden war. Für die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und den Verein Dokumentationsstätte KZ Hersbruck e. V. war die Zusammenarbeit mit Vittore Bocchetta von herausragender Bedeutung.
Bocchetta wurde 1918 in Sassari auf Sardinien geboren. Seit 1941 bekämpfte er das faschistische Regime Mussolinis. Außerdem widersetzte er sich der deutschen Wehrmacht, die im September 1943 Italien besetzte. Bocchetta wurde 1944 über Bozen in das KZ Flossenbürg und anschließend in das KZ-Außenlager Hersbruck deportiert. Im Frühjahr 1945 gelangte ihm die Flucht. Als der Krieg beendet war, verweilte Bocchetta eine Zeit lang in Argentinien und Venezuela. Schließlich zog er in die USA, wo er vorwiegend als Künstler und Bildhauer wirkte. Seine Kunstwerke spiegeln Bocchettas Erlebnisse im Zuge des Widerstandes und der Verfolgung wider. Für Hersbruck schuf Bocchetta den Entwurf der Skulptur „Ohne Namen“. Zudem verfasste er 1986 das Buch „Jene fünf verdammten Jahre“. Im Herbst 1992 zog er erneut nach Verona.
Als Zeitzeuge hatte Bocchetta bei der Gedenkfeier des Bayerischen Landtags in Hersbruck anlässlich der Eröffnung des Dokumentationsortes Hersbruck/Happurg am 25. Januar 2016 teilgenommen. „Vor mehr als 70 Jahren befand sich da, wo sich nun das Monument „Ohne Namen“ erhebt, ein Sumpfgebiet, eingezäunt mit Stacheldraht, welcher der Außenwelt den Blick in eine schreckliche Tragödie verwehrte. (..) Eine geschlossene, absurde Welt, aber wahr und wirklich. Eine Welt, die verborgen, ausschließlich in der Erinnerung von den wenigen blieb, die von uns überlebt haben“, so Bocchetta.
Über die Stiftung Bayerische Gedenkstätten
Seit ihrer Gründung am 1. Januar 2003 trägt die Stiftung Bayerische Gedenkstätten die Verantwortung für die KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg. Zuvor war der Freistaat selbst bzw. die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen für diese beiden bedeutenden Gedenkorte in Bayern zuständig. Ausgangspunkt für die Stiftungsgründung war die Grundannahme, dass die Erinnerung an das nationalsozialistische Unrecht nicht allein als staatlicher Auftrag zu verstehen ist. Sie ist vielmehr eine Aufgabe, die sich der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit stellt. Die Gedenkstättenstiftung ist grundsätzlich als eine operative Stiftung öffentlichen Rechts konzipiert.
Kontakt:
Karl Freller
Direktor der Stiftung Bayer. Gedenkstätten und Vizepräsident des Bayer. Landtages
Praterinsel 2
80538 München
Telefon: 089/2158-675-82
Pressestelle: Natalie Krettek, Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: TmF0YWxpZS5LcmV0dGVrQHN0YmcuYmF5ZXJuLmRl
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